Wir präsentieren in unserem Blog regelmässig historische Frauenfiguren, über die oft wenig bekannt ist, deren Leben aber durchaus interessante Geschichten liefert. Heute geht es aber mal um einen Mann. Einen Mann, welcher der Liebling vieler Frauen war: Casanova.
Sinneslust war sein Lebensinhalt
Giacomo Girolamo Casanova ging wohl als der größte Verführer aller Zeiten in die Geschichte ein. In seinen Memoiren erwähnte er nur 116 Liebschaften. Man geht aber davon aus, dass es auf all seinen Reisen mehrere Tausend Damen waren, die seinen Verführungskünsten erlagen. Und dabei muss er ein so verständnisvoller und liebevoller Partner gewesen sein, dass ihm die meisten Ladies nicht mal böse waren, wenn er sie wieder verliess.
Traummann mit interessanter Selbsteinschätzung
„Der Kultus der Sinneslust war mir immer die Hauptsache: Niemals hat es für mich etwas Wichtigeres gegeben. Ich fühlte mich immer für das andere Geschlecht geboren. Daher habe ich es immer geliebt und mich von ihm lieben lassen, soviel ich nur konnte.“
Casanova war aber nicht nur Liebling der Frauen. Viele wissen nicht, dass das nur eine Facette dieser schillernden Persönlichkeit war.
Studium der Rechtswissenschaften und Priesterweihe
Geboren wurde er am 2. April 1725 als Sohn einer bekannten Schauspielerin. Bereits als Junge musste er lernen, sich durchzusetzen. Sein mutmaßlicher Vater verstarb früh und seine Mutter hatte nicht viel Zeit, sich um ihre sechs Kinder zu kümmern.
Mit 17 Jahren schloss Casanova an der Universität in Padua ein Studium der Rechte ab und erwarb einen Doktortitel. Vermutlich um sich eine gewisse Absicherung zu verschaffen, folgte er dem Wunsch seiner Großmutter und schlug eine kirchliche Laufbahn als Priester ein. Ausgerechnet, würde man heute denken! Es ist überliefert, dass er während einer Predigt eine Ohnmacht vortäuschte und sich von der Kanzel fallen ließ. Am Ende kehrte er der Kirche schliesslich den Rücken.
Liebschaften brachten ihn immer wieder in Bedrängnis
Der Liebling der Frauen lernte sogar Papst Benedikt XIV. kennen. Dieser war so angetan von dem amüsanten Plauderer, dass er ihm den Zugang zu verbotenen Büchern gestattete und ihn von der geltenden Fastenpflicht entband. Der Frauenverführer musste Rom schliesslich wegen einer Liebesaffäre verlassen.
In seinem abwechslungsreichen Leben wurde er auch von Papst Clemens XIII zum „Ritter des goldenen Sporns“ ernannt und nannte sich fortan „Cavaliere“ (Ritter). Zu seinen weiteren Stationen zählte dann auch eine Tätigkeit als Hauslehrer in Neapel, das er aber auch überstürzt verlassen musste. Man kam dahinter, dass er Teile seiner Vita erfunden hatte.
1753 kehrte er zurück nach Venedig, wo er sich wohl mehr schlecht als recht durch’s Leben schlug. Zum Beispiel ein Gastspiel als Orchestergeiger im Teatro San Samuele gab oder als Claqueur arbeitete.
Casanovas Inhaftierung in den Bleikammern von Venedig
Nachdem Casanova wegen Erbstreitigkeiten schon früher Bekanntschaft mit venezianischen Gefängnissen gemacht hatte, landete er 1755 wegen „Schmähungen gegen die heilige Religion“ im Gefängnis. Er war den Polizeibehörden wohl schon früher aufgefallen, weil er „ungenehmigten Kontakt“ mit Ausländern hatte und der Freimaurerloge beigetreten war. Letztendlich lag der Grund seiner Verhaltung wohl eher in der Tatsache begründet, dass er derselben Dame den Hof machte, wie der venezianische Chefinquisitor. 15 Monate lang sass er in den Bleikammern von Venedig, bis ihm die Flucht gelang. Darüber schrieb er sogar ein Buch, das auch ins Deutsche übersetzt wurde.
Wiederum zieht der Frauenversteher durch ganz Europa – und er war in allen adeligen Salons ein gern gesehener Gast und fand seine Gönner und natürlich seine Liebschaften. So verliebte er sich in England unsterblich in die achtzehnjährige Marie Charpillon, die aber nichts von ihm wissen wollte und ihn fast in den Selbstmord trieb. Er bewarb sich am Hof von Friedrich dem Großen als Lehrer, reiste aber sehr schnell ab und weiter nach Russland, wo er sich mit Katharina der Großen traf und versuchte danach am polnischen Königshof eine Stelle zu bekommen.
Gast an europäischen Höfen
– Zwischenstation auch im Schloss Schwetzingen
Ein anderes Liebesabenteuer mit einer Sängerin bescherte dem Venezianer 1766 ein Duell mit einem polnischen Grafen, bei dem beide schwer verwundet wurden. Daraufhin musste Casanova Polen verlassen und reiste über Wien nach Paris und kam wohl auch an einigen deutschen Fürsten- und Königshöfen vorbei. Einen besonderen Eindruck muss er dabei 1767 im Schloss Schwetzingen hinterlassen haben, das damals unter Kurfürst Carl Theodor ein glanzvoller Hof war.
Eine illustre Gesellschaft am Hof in Schwetzingen
Zu den berühmten Gästen der damaligen Zeit zählten auch so bekannte Persönlichkeiten wie der französische Philosoph Voltaire oder Wolfgang Amadeus Mozart.
Die Kurfürstliche Gemahlin Elisabeth Auguste war hocherfreut über den Besuch des Charmeurs und hoffte seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Es ist aber nicht bekannt, ob die beiden tatsächlich ein leidenschaftliches Verhältnis verband.
Im Schloss Schwetzingen denkt man noch heute an den bekannten Verführer und organisiert zum Beispiel Führungen, bei denen die Hofdame Amöna von Hacke, geborene Freifrau von Sturmfeder, durch die Gemächer führt und über die amourösen Abenteuer plaudert.
Wieder eine Flucht, eine Liebschaft, ein Gefängnisaufenthalt und die erneute Rückkehr nach Venedig
Am französischen Königshof war Casanova danach wiederum gar nicht gerne gesehen und er musste nach Spanien flüchten, wo er wegen unerlaubtem Waffenbesitzes für kurze Zeit im Gefängnis landete.
Danach hatte er in Barcelona eine Affäre mit der Geliebten des Governeurs und landete wiederum für einen Monat im Gefängnis, weil er bei einem inszenierten Überfall einen Mann getötet hatte.
Rückzug in die Provinz
1784 kam er nach Jahren des Reisens nach Wien, wurde der Sekretär eines venezianischen Gesandten und lernte Graf Joseph Karl Emanuel von Waldstein kennen. Dieser machte ihm das Angebot, für ihn als Bibliothekar zu arbeiten.
So wurde Schloss Dux oder Duchcov, im Norden Tschechiens, zu seinem Altersruhesitz. Richtig glücklich scheint er dort aber nie gewesen zu sein und er fand sein neues Leben sehr eintönig und seine Mitbewohner ihn wiederum sehr quengelig.
Ein schwieriger Charakter
Von einem Onkel des Grafen von Waldstein stammt das nachfolgende Zitat:
„Es gab keinen Tag, an dem er sich nicht über seinen Kaffee, seine Milch oder den Teller Makkaroni beschwerte, den er täglich verlangte …
Der Graf hatte ihm nicht als erster guten Morgen gewünscht. Die Suppe war ihm absichtlich zu heiß serviert worden. Ein Diener hatte ihn auf ein Getränk warten lassen. Er war einem berühmten Besucher nicht vorgestellt worden. Der Graf hatte ein Buch verliehen, ohne ihn davon zu verständigen. Ein Diener hatte nicht den Hut gezogen, als er an ihm vorüberging. Casanova hatte seine französischen Verse vorgezeigt, und jemand hatte gelacht. Er hatte gestikuliert, als er italienische Verse vortrug, und jemand hatte gelacht. Beim Betreten eines Raumes hatte er die Verbeugung gemacht, die ihm von dem berühmten Tanzlehrer Marcel vor sechzig Jahren beigebracht worden war. Und wieder hatte jemand gelacht.“
Autor von Romanen und Memoiren
Klingt so, als ob er im Alter etwas schrullig geworden ist. Aber er ging noch immer auf Reisen und war in Wien, Berlin und 1797 in Dresden. Und auch dem Schreiben galt nach wie vor seine Leidenschaft. Er verfasste Romane und seine Memoiren.
Sie umfassen mehr als 5.000 Seiten und gelten heute als wertvolle historische Quelle, sind aber auch voll von seinen erotischen Abenteuern. Im Jahre 1798 verstarb er schliesslich in Dux – und es ist leider kein Grabmal von ihm erhalten.
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