Frauen, die Geschichte schrieben: Camille Claudel

Camille Claudel - 1884
Camille Claudel – 1884

Eines der furchtbarsten Frauenschicksale, die ich kenne, ist das Leben von Camille Claudel. Habt Ihr von ihr schon gehört? Sie war eine französische Künstlerin. Und die Muse von Auguste Rodin und verbrachte die letzten 30 Jahre ihres Lebens in einer Irrenanstalt. Unglaublich, oder?

Ein wunderbarer Film über ihr Leben und Leiden

Als ich im Kino den Film mit Isabelle Adjani und Gérard Depardieu über ihr Leben gesehen hatte, bin ich hinterher tränenüberströmt auf der Straße gestanden. Welch trauriges Schicksal. Und welch Vergeudung von Talent!

Geboren wurde Camille am 8. Dezember 1864 in dem kleinen Dorf Fère-en-Tardenois, nahe Reims. Die Mutter schenkte noch einer weiteren Tochter und zwei Söhnen das Leben. Paul Claudel sollte ein sehr bekannter Dichter werden. Und hatte ein inniges Verhältnis zu seiner Schwester.

Die Leidenschaft für die Kunst begann schon in der Jugend

Schon als Teenager war das Mädchen fasziniert von Steinen und Felsen und interessierte sich sehr für das Modellieren. Und Camilles Vater förderte ihre Talente. Als er zu einer neuen Arbeitsstelle versetzt wurde, lebte die Familie in der Nähe des Bildhauers Paul Dubois. Er war seit 1878 Direktor der Pariser Kunstakademie. Und zu seinen Schülern gehörte auch Alfred Boucher.

Boucher war es auch, den der Vater um seine Meinung zu den Arbeiten seiner Tochter bat. Dieser erkannte ihr Talent und empfahl den Besuch einer privaten Kunstschule. Denn zu dieser Zeit waren Frauen an der Kunstakademie noch nicht zugelassen.

Das Leben in Paris

Der junge Auguste Rodin
Rodin im Jahr 1862

1881 bezog die Familie eine Wohnung im Pariser Stadtteil Montparnasse und Camille widmete sich verstärkt ihrer Kunst. Sie richtete sich zusammen mit anderen Bildhauerinnen ein Atelier ein. J

Daraufhin besuchte Alfred Boucher jede Woche die jungen Frauen, um sie zu unterrichten. Als er ein Stipendium für Italien bekam, übernahm sein Freund Auguste Rodin die Rolle des Lehrers für die jungen Künstlerinnen.

Die Begegnung mit Rodin

So traf Camille also im Jahre 1883 den 24 Jahre älteren Rodin. Ein Jahr später modellierte der Künstler eine Porträtbüste seiner Schülerin. dieses Werk befindet sich heute im wunderbaren Musée Rodin in Paris.

Auguste Rodin gilt als einer der bedeutendsten Wegbereiter der Moderne. Er setzte neue Maßstäbe auf dem Gebiet der Plastik und der Skulptur. Seine Werke beeinflussten die Kunst seiner Nachfolger. Zu seinen wichtigsten Werken zählen beispielsweise „Der Denker“ (1880) und das Denkmal „Die Bürger von Calais“ (1885-89).

Arbeiten im Atelier von Rodin

Im Jahre 1885 hatte Camille ihre erste eigene Ausstellung und nahm das Angebot an, im Atelier Rodins zu arbeiten. Der Bildhauer verpflichtete sich ein Jahr später in einer Art Vertrag dazu, nur noch Camille Claudel als Schülerin zu unterrichten und zu unterstützen.

Dazu gehörte auch, dafür zu sorgen, dass ihre Werke bei Ausstellungen gut platziert wurden. Außerdem nutzte er seine Kontakte zur Presse in ihrem Sinn. In dieser Vereinbarung gab es noch weitere bemerkenswerte Punkte. So sollten die beiden zum Beispiel eine sechsmonatige Italienreise unternehmen. Sie wollte ein Reiterdenkmal für ihn ausführen – und ihn heiraten.

Büste von Camille Claudel
Rodin: Camille Claudel 1893

Und was war die Gegenleistung? Sie verpflichtete sich dazu, ihn viermal im Monat in ihrem Atelier zu empfangen. So richtig geklappt hat es mit der vertraglichen Vereinbarung allerdings nicht.

Rodin nahm zwei weitere Schülerinnen in sein Atelier auf und die Beziehung zwischen den beiden Künstlern war wohl alles andere als harmonisch. Was wohl auch daran lag, dass Rodin eigentlich gebunden war.

Rodins Lebensgefährtin

Er hatte eine Partnerin, die er bereits 1864 kennengelernt hatte, und sie hatte ihm 1866 einen Sohn geboren. Mit Rose Beuret hatte Rodin eine Art „On-Off-Beziehung“. Und wenige Wochen vor ihrem Tod im Jahr 1917 heirateten die beiden noch.

Trotz der Probleme in ihrer privaten Beziehung mietete sich Camille eine Wohnung in der Nähe eines geheimen Ateliers von Rodin. Und das Paar traf sich wohl regelmäßig und arbeitete in Rodins Atelier. Das war die erfolgreichste künstlerische Phase in ihrem Leben und viele ihrer Werke entstanden in dieser Zeit.

Der Weg in die Krise

Der Kuss von Auguste Rodin
Auguste Rodin: Der Kuss

Im Jahre 1892 schließlich beendete sie die berufliche Zusammenarbeit, ebenso wie die Beziehung zu Rodin. Sie fiel daraufhin in eine tiefe Krise. Sie hatte finanzielle und emotionale Probleme. In dieser Zeit muss sich auch ihr Äußeres extrem verändert haben. Und aus einem hübschen, schlanken Mädchen wurde eine unattraktive, aufgedunsene Frau, die mehr und mehr psychische Probleme hatte. Und vor allem keinen Lebensmut mehr.

Sie litt sehr darunter, dass sie nie als eigenständige Künstlerin anerkannt wurde. Ihr wurde immer unterstellte, dass sie quasi nur eine Schülerin und rechte Hand Rodins sei. Nach der Trennung von ihm, fehlte er als Mentor, Vertrauter, künstlerisches Vorbild und Partner.

Psychischer Zusammenbruch

So verschlechterte sich ihr Zustand immer mehr – sie verfiel in eine Art Verfolgungswahn und beschuldigte Rodin des Plagiats und Teil einer Verschwörung gegen sie zu sein. Im Jahr 1905 begann sie damit, ihre Werke zu zerstören. Das ist auch der Grund, warum heute so wenig Arbeiten von ihr noch erhalten sind. Im Jahre 1913 wurde sie schließlich gegen ihren Willen in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen.

Eingesperrt in einer Nervenheilanstalt

So lebte sie 30 Jahre lang hinter verschlossenen Türen und wurde praktisch vergessen. Obwohl Camille ihrer Familie verzweifelte Briefe schrieb und darum bat, sie aus der psychatrischen Anstalt zu holen.

Doch trotz der Hilferufe unternahmen ihre Familienangehörigen nie ernsthaft den Versuch, die Situation für sie zu verbessern. Dazu muss man auch noch wissen, dass die Einrichtung, in der Camille eingeschlossen war, von Schwestern geführt wurde und keinerlei Zerstreuung bot. Sie lebte in totaler seelischer Einsamkeit.

Camille starb im Oktober 1943 an einem Schlaganfall, der wohl durch Unterernährung verursacht war.

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