In der bayerischen Adelsfamilie der Wittelsbacher findet man einige interessante Charaktere. Neben dem Märchenkönig, Ludwig II., hat auch sein Vater Geschichte geschrieben und seine Spuren in Bayern hinterlassen. So hat er zum Beispiel die Architektur in München sehr stark geprägt.
Er war auch ein Verehrer schöner Frauen. Im Schloss Nymphenburg befindet sich ein ganzer Raum mit Porträts von Damen, die der König verehrt hat. Darunter ist auch die sicher schillerndste Figur: die Tänzerin Lola Montez.
Die exotische Schönheit, die gar keine Spanierin war
Interessanterweise wurde die Schönheit mit den blauen Augen und dem schwarzen Haar, die nicht nur den bayerischen König verzauberte, im Jahre 1821 in Irland unter dem wenig exotischen Namen Elizabeth Rosanna Gilbert geboren. Sie war also keine gebürtige Spanierin, sondern entstammte einer irischen Durchschnittsfamilie. Allerdings starb ihr Vater als Soldat in Indien, als sie erst zwei Jahre alt war.
Sie und ihre Mutter hatten den Vater begleitet und blieben nach der Wiederheirat der Mutter vorerst in Indien. Im Alter von sieben Jahren wurde Elizabeth zur Familie ihres Stiefvaters nach Schottland geschickt, später auf eine Schule in Bath.
Nach den Wünschen ihrer Mutter sollte sie einen wesentlich älteren Mann in Indien heiraten. Aber das junge Mädchen hatte andere Pläne und heiratete mit 17 Jahren Lieutenant Thomas James – dieser war eigentlich an ihrer Mutter interessiert. Fast erwartungsgemäß hielt die Ehe nicht lange, und Elizabeth verliebte sich auf der 5-monatigen Reise zurück nach England in Lieutenant Charles Lennox. Die Affäre zerstörte den Ruf der jungen Frau und ihr Noch-Ehemann ließ sich von ihr scheiden.
Als geschiedene Frau aus der Gesellschaft ausgestossen
Eine geschiedene Frau war in dieser Zeit gebrandmarkt. Elizabeth durfte nicht erneut heiraten, solange ihr Ex-Mann noch am Leben war. Das waren sehr strenge Sitten!
Die junge Frau musste also selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Lola beschloss, Tänzerin zu werden – sie reiste nach Cadiz in Spanien, um unter neuem Namen ein neues Leben zu beginnen. Sie lernte die Sprache schnell und war wohl auch eine sehr begabte Tänzerin. Elizabeth Gilbert verschwand sehr schnell, und Lola Montez erschien auf der Bühne.
Mit ihrer neuen Identität kehrte die junge Frau nach England zurück und ihre Schönheit und ihr exotisches Aussehen halfen ihr dabei, die neue Rolle überzeugend zu spielen.
Sie fand im Earl of Malmesbury einen Beschützer, der ihr Debüt in London organisierte – bis jemand sie als „Mrs. James“ erkannte und sie auf den europäischen Kontinent fliehen musste.
Zu ihren Verehrern und Liebhabern gehörten Könige, ein Zar und berühmte Künstler
Hier schaffte sie es, eine Audience beim preußischen König Friedrich Wilhelm IV. zu bekommen, der den russischen Zar Nicholas I. zu Besuch hatte. Sie gab den beiden eine private Performance, und so kam es zum nächsten Skandal im Leben der jungen Tänzerin. Lola reiste daraufhin weiter nach Warschau, das sie jedoch auch bald wieder wegen politischer Aktivitäten verlassen musste.
Als nächstes hatte Lola Montez eine Affäre mit dem Komponisten Franz Liszt. Mit dessen Empfehlungsschreiben in der Tasche war Paris die nächste Station in ihrem schillernden Leben. Ihre Karriere an der dortigen Oper war allerdings auch nicht von langer Dauer – als sie ihr Strumpfband ins Publikum warf, war ihr Engagement beendet.
Als Mätresse des bayerischen Königs in München
Nach einer kurzen Affäre mit dem Schriftsteller Alexandre Dumas reiste sie weiter nach München, wo sie zur königlichen Mätresse wurde. König Ludwig I. verfiel ihr total, nachdem er sie zweimal tanzen gesehen hatte. Er machte er sie zu seiner Geliebten und stellte ihr eine Villa zur Verfügung.
Der 60-jährige Monarch war so vernarrt in Lola Montez, dass er sie mit Juwelen und Geld überhäufte. Sie wiederum nutzte ihren Einfluss auf den König, um Rivalinnen aus dem Weg zu räumen und sie begann, sich politisch zu betätigen.
Politische Unruhen und Abdankung des Königs
Sie versuchte, den konservativen, katholischen Ludwig von den eher liberalen Ideen zu überzeugen, die sie aus Paris mitgebracht hatte. Als der König Lola die bayerische Staatsbürgerschaft und einen Titel verleihen wollte, kam es zu schweren Konflikten mit der Regierung und am Ende entließ Ludwig sogar das Kabinett.
Dieses wurde mit Vertretern einer eher liberalen Linie neu besetzt, und Lola wurde im Jahr 1847 der Titel „Gräfin von Landsfeld“ verliehen. Von nun an gehörte sie zur adeligen Gesellschaft.
Durch den neuen Status und ihre Erfolge wurde Lola immer anmaßender, testete konstant ihre Grenzen aus und versuchte, die moralischen Grundsätze zu verschieben. Und obwohl sie gerne als Mitglied des Adels akzeptiert werden wollte, hatte sie ständig Affären und eckte mit ihrem Verhalten in der noblen Gesellschaft an.
Schliesslich befreundete sie sich mit einer Gruppe von Studenten, die von nun an ständig um sie herum waren, sie beschützten und ihre liberalen Ideen vertraten. Als sie ihre Beschützer vor einem Angriff bewahrte und ihren Einfluss geltend machte, wurde sie fast ermordet. Sie flüchtete in die Münchner Theatinerkirche und musste von der Polizei gerettet werden.
Flucht in die Schweiz und Verlust ihrer exponierten Stellung
Nachdem die Unruhen kein Ende nahmen, floh sie schließlich in die Schweiz und überredete Ludwig sogar zur Abdankung. Nachdem diesem aber alle möglichen Gerüchte über ihren Lebenswandel zu Ohren gekommen waren und er erfuhr, dass sie in jahrelang betrogen hatte, zog er nicht zu ihr in die Schweiz.
Lola Montez verlor dadurch den Status, den sie als Geliebte des Königs hatte, und sie stand ohne Einkommen da. Das bewog sie, zurück nach London zu gehen und erneut zu heiraten – obwohl ihr das aufgrund ihres Status als geschiedene Frau nicht erlaubt war. Als auch diese Verbindung zerbrach, reiste sie weiter. Sie lebte in Kalifornien und tourte durch Australien, wo sie die Minenarbeiter während des Goldrausches unterhielt. Nach ihrem Abschied von der Bühne lebte sie wieder in den USA und schrieb Bücher. Im Jahr 1860 verstarb die charismatische Lady relativ früh im Alter von 39 Jahren.
Für eine Dame ihrer Zeit hatte Lola Montez einen höchst ungewöhnlichen Lebenslauf. Sie lebte das Leben einer unabhängigen Frau, die lernen mußte, für sich selbst zu sorgen.
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