Eine Winterreise für Romantiker und Schlösserfans: die Bretagne

In Europa gibt es sicher kaum eine Landschaft, die so geheimnisvoll, magisch, düster, mysteriös und unglaublich schön wie die Bretagne ist – und hier ganz besonders das Finistère – Landsend.

Land der Mythen und Legenden

Etliche Legenden und Geschichten ranken sich um diesen rauhen Landstrich ganz im Westen Frankreichs. Und im Winter, wenn die Landschaft nicht im gleißenden Sonnenlicht liegt, ist die Stimmung vielleicht noch ein bisschen unheimlicher als im Sommer.

Sandstrand an der bretonischen Küste
Strand in der Bretagne

Zur etwas düsteren Atmosphäre tragen auch die vielen Kapellen und Gedenksteine bei, die die Geschichten von den oft tragischen Schicksalen derer erzählen, die nicht mehr zurück kamen, die das Meer behalten hat. Und von den Hoffnungen derer, die Zuhause verzweifelt auf die Rückkehrer gewartet haben.

Weltkulturerbe und einfach wunderbar:
Mont Saint Michel

Für Schlößer- und Burgenfans hat die Region auch einiges zu bieten. Die Bretonen schielen ja ein bisschen auf den Mont Saint Michel, der genau an der Grenze liegt, aber den wird die Normandie sicher nicht hergeben. Aber auch ohne dieses Highlight ist die Bretagne unbedingt ein Erlebnis. Die vielen Festungs- und Verteidigungsanlagen entlang der Küste, die man heute besichtigen kann, verdankt das Finistère Sébastien Le Prestre (1633-1707), dem Marquis de Vaubaun. Unter Ludwig dem XIV war es seine Aufgabe, Frankreich gegen Angriffe von außen zu verteidigen. Insgesamt gehen mehr als 130 Anlagen, Forts, Wachhäuser und Bastionen auf seine Initiative zurück. Und seine Festungen hatten den Ruf, uneinnehmbar zu sein.

Die Wachstation der Zöllner in Meneham, die eingekeilt zwischen riesigen Felsblöcken über das Meer schaut, wurde 1695 errichtet und war auch Teil der Vauban Verteidigungslinie. Die Ursprünge des kleinen Dorfes sind noch nicht ganz geklärt. Es wurde bis zum Jahr 1977 von Bauern und Algenfischern bewohnt. Danach war es dem Verfall ausgesetzt.

Dass es heute ein Museum ist, hat es tatsächlich einer Art Crowdfunding-Projekt zu verdanken, an dem sich mehrere Investoren beteiligten. So zum Beispiel Gemeide Kerlouan, das Départment Finistère und sogar die EU.

Die Hütten wurden aufwendig restauriert, wieder mit Strohdächern versehen, und sind teilweise mit authentischem Mobiliar bestückt worden. Das kleine Restaurant, das zur Anlage gehört, können wir sehr empfehlen. Wir haben dort sehr leckere, lokale Gerichte gegessen.

Land der Küsten und des Waldes

Da sich so viel an den Küsten (L’Armor) abspielt, kommen die Highlights im Inneren des Landes (l’Argoat) oft zu kurz. Dabei hat das Landesinnere viel zu bieten.

Legenden und Mythen im Wald von Broceliande
Der mystische Wald Broceliande

Hier kann man seine Phantasie spielen lassen, denn hier gibt es den geheimnisumwitterten, sagenhaften Wald Brocéliande. Die Legenden um Merlin, Lancelot und die Fee Morgane sind hier Zuhause. Hier spielen Teile der Artussage und am Grab von Merlin in der Nähe des Sees Marelles treffen sich jedes Jahr die Fans der Ritter der Tafelrunde.

Es gibt die Kirche des heiligen Grals und in einem Unterwasserschloss im See von Comper wurde Lancelot von Nimue, der Herrin des Sees und Geliebten von Merlin aufgezogen. Wunderbare Legenden und Geschichten!

Schlösser und historische Vergangenheit

Uns haben bei unserer letzten Reise ganz besonders die Schlösser im Landesinnern interessiert. Das bekannteste ist Château Josselin, das auf eine frühere Burg aus dem Jahr 1000 zurückgeht. Die offene Fassade aus Granit ist eines der ersten Beispiele für den Renaissance-Stil in der Bretagne. Leider ließ Richelieu im Jahr 1629 den Donjon und die vier Türme abreissen und unter den Wirren der Französischen Revolution hat das Schloss auch gelitten und wurde in dieser Zeit genauso wie unter Napoleon als Gefängnis genutzt.

Eine der historischen Sehenswürdigkeiten: Chateau Kerjean
Tolle Fassade: Chateau Kerjean

Nicht ganz so gut erhalten ist das Château de Kerjean aus dem 16. Jahrhundert. Es wurde grösstenteils in der französischen Revolution zerstört. Allerdings hat der Granit dem Zahn der Zeit teilweise standgehalten, während hölzerne Bestandteile vielfach fehlen. Man bemüht sich jetzt, Teile des Schlosses wieder aufzubauen und deswegen kann man heute die etwas gespenstischen Fassadenteile sehen.

Château de Kergroadez in der Bretagne
Wunderbare Aussicht vom Dach von Château de Kergroadez

Ein ganz tolles Schloss ist das Château de Kergroadez – weil es so trutzig in einer wunderbaren Parklandschaft mit verzauberten Bäumen steht. Es wurde im frühen 17. Jahrhundert im bretonischen Renaissance-Stil errichtet.

Ganz offensichtlich diente es der Verteidigung und war weniger ein Ort, an dem höfisches Leben und Eleganz zelebriert wurden. Im Inneren finden sich einige möblierte Wohnräume und eine gerade restaurierte Holzdecke in einem der Türme. Und man kann im Schlossladen sehr leckeren Honig von den Bienen aus dem Park kaufen.

Milde Winter in der Bretagne
Hortensien im Winter

Die meisten Besucher kommen im Sommer in die Bretagne, dabei gibt es hier sehr milde Winter und die Hortensien blühen das ganze Jahr. Wenn man eine schöne Periode erwischt, kann man wunderbare Spaziergänge an menschenleeren Stränden geniessen. Wir sind jedes Mal mit jeder Menge Bücher und DVDs im Gepäck angereist und haben sie oft einfach wieder mitgenommen, weil wir so schönes Wetter hatten.

Wilde Stürme im Herbst und im Winter

Aber die Bretagne kennt auch wilde Stürme. Und dann zieht man sich besser mit einem guten Buch auf’s Sofa zurück oder bereitet ein leckeres, bretonisches Menü zu. Bei der Auswahl der Unterkunft sollte man daher unbedingt darauf achten, dass sie sich gut heizen lässt oder vielleicht sogar über einen offenen Kamin verfügt.

Was man auch wissen muss: Die Bretonen feiern Silvester ohne jedes Feuerwerk. Es gibt keine Raketen und keine Böller. Was von unseren Katzen, die immer mit auf Reisen gehen, sehr geschätzt wird.

Entspannung pur!

Und noch der ultimative Entspannungstipp: Einfach nur am Meer sitzen und den Gezeiten zuschauen. Bei einem Tidenhub von bis zu 12 m kann man das Wasser tatsächlich kommen und gehen sehen. Und beobachten, wie Strandabschnitte zu Inseln werden.

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